Varietés in Deutschland  (Auswahl)


Das Varieté als Unterhaltungsform, die in den 1920er Jahren eine erste Hochkonjunktur hatte, erlebte hierzulande in den 1990er Jahren ein unerwartetes Comeback, nachdem fast alle Häuser jahrzehntelang geschlossen hatten bzw. nicht mehr existierten. Heute gibt es in zahlreichen deutschen Städten gut laufende Varietés. Typisch für das Varieté-Konzept ist die Möglichkeit des Verzehrs während der Show. Die Preise sind meist gehoben und stehen oft in weniger günstigem Verhältnis zum Dargebotenen als im Zirkus, wobei die meisten Varietés dessen ungeachtet anspruchsvolle, künstlerisch teils hochwertige Programme bieten. Nur in wenigen Häusern spielt hingegen Live-Musik. - Die Auflistung der Varietés unten erfolgt in alphabetischer Reihenfolge. Auf die Webseiten gelangen Sie durch Klicken auf die Namen in roter Schrift.


Apollo Varieté (Roncalli)  (Düsseldorf)

Ehemals als historisches Varieté bekannt, hat der Neubau unter der Düsseldorfer Rheinbrücke im Jahr 1997 seine Pforten geöffnet. Geschäftsführer ist Bernhard Paul, der Direktor des Circus-Theaters Roncalli; die künstlerische Leitung hat sein Sohn Adrian Paul inne. Das Varieté zeigt qualitätsvolle Programme mit z.T. preisgekrönten internationalen Artisten und Live-Musik. Die Ausrichtung ist insgesamt eher klassisch, natürlich wie in den meisten Varietés gemischt mit zeitgenössischen Elementen. Das Apollo gehört sicher zu den schönsten Varietés hierzulande.


Chamäleon  (Berlin)

Angesagtes Varieté in den Hackeschen Höfen, das ausschließlich Produktionen aus der Kunstform des Neuen Circus (franz. Noveau Cirque, s. unsere Seite Vielfältige Zirkuswelt) präsentiert. Im Spielplan werden neben moderner Akrobatik auch Musik, Tanz und Theater geboten. Auch die Akrobatenprogramme sind meistens stark mit Theater-Elementen verwoben. Die Musik kommt überwiegend vom Tonträger, es sei denn, Live-Musik gehört zur Inszenierung.


China-Girl  (Tournee)
(Produktion des Chinesischen Nationalcircus, Musik von David Bowie)

Seit dem Jahr 2000 sind Raoul und Nadine Schoregge (Schoregges Entertainment GmbH) mit der Produktion Chinesischer Nationalcircus in Hallen und Theatern deutscher Städte sowie einigen benachbarten Ländern auf Tournee. 2021/22 zeigen die Schoregges mit "China-Girl" ein neues Konzept: ein "Acrobatical" (als Pendant zum Musical) mit Musik von David Bowie. Im Programm, das wie zuvor als Story mit rotem  Faden präsentiert wird, treten weiterhin die aus China engagierten Artisten auf - eine sympathische Ensemble-Leistung mit einzelnen artistischen Höhepunkten. Beim Nationalcircus-Konzept war dies stets eine Mischung aus typisch chinesischen sowie europäischen Disziplinen, teils mit clownesken Elementen; Tiere treten hingegen (wie in allen hiesigen China-Shows) nicht auf. - Raoul Schoregge ist selbst ursprünglich Clown und hat ein Herz auch für den klassischen europäischen Zirkus. Unter dem Label "Chinesischer" oder "Asiatischer Circus" reisten indes immer wieder verschiedene Produktionen in Westeuropa.


Da Capo Varieté  (Darmstadt; Wintergastspiele)

Großes Winter-Varieté der Jungeli Entertainment GmbH, das seit 1992 von Dezember bis Januar im Zelt ("Dompalast") auf dem Karolinenplatz in Darmstadt veranstaltet wird. In den international besetzten Programmen treten renommierte Varieté- und Zirkuskünstler auf, häufig sind Spitzenkräfte dabei. Die Programme werden überwiegend von Live-Musik begleitet. Am 31.12 findet eine große Silvestergala statt. - Eine hochwertige Alternative neben den Weihnachtszirkussen.


Et Cetera  (Bochum)

Varieté seit 1992, das fast 20 Jahre lang im Zelt spielte, seit 2012 aber in einem festen Theater präsentiert wird. Das Gebäude ist nicht besonders groß, wirkt dafür aber gemütlich. Es werden typische Varieté-Programme geboten, nach meiner Information ohne Live-Musik. Zum Jahreswechsel wird eine Silvestergala veranstaltet.


Friedrichsbau Varieté  (Stuttgart)

Der alte Friedrichsbau in Stuttgart bestand von 1898 bis 1944. Nach dem Krieg wurden die Reste des Gebäudes abgerissen. Anfang 1994 wurde in einem Neubau das neue Friedrichsbau Varieté eröffnet, das im Dezember 2014 wegen eines ausgelaufenen Mietvertrages noch einmal in ein neues Lokal umgezogen ist. - Der Friedrichsbau hat sich als eines der führenden Varietés in Deutschland etabliert. In abwechslungs-reichen Shows mit verschiedenen Schwerpunkten werden Akrobatik und andere künstlerische Disziplinen gezeigt. Teilweise sind eher ungewöhnliche Programme dabei. Je nach Show gibt es auch Live-Musik, teilweise spielt wohl ein eigenes Varietéorchester. In den Wintermonaten von November bis Januar wird zusätzlich das Kindervarieté „Zimt & Zauber“ angeboten.



Friedrichstadt-Palast  (Berlin)

Große Theaterhalle in Berlin, in der spektakuläre Glamour-Shows mit ausgewählten Kostümen gezeigt werden. Neben viel Revue-Tanz wird auch hochkarätige Artistik geboten. - Weitere Informationen folgen zu gegebener Zeit. 


GOP Varietés

(Bad Oeynhausen, Bonn, Bremen, Essen, Hannover, München, Münster)

GOP ist eine erfolgreiche "Varietékette" mit Häusern in 7 deutschen Städten - und damit das größte Varieté-Unternehmen Europas! Die älteste Spielstätte befindet sich in Hannover, wo 1992, in der Zeit des Varieté-Comebacks, das neue GOP (von "Georgspalast") im Haus des traditionsreichen Vorgängers eröffnet wurde; dort befand sich in den 1920er-50er Jahren ein bekanntes Show-Varieté. Es folgten die Spielhäuser in Essen (1996) im ehemaligen UFA-Filmpalast, in Bad Oeynhausen (2000) im beeindruckenden Kaiserpalais von 1908, in Münster (2005) im ehemaligen Roland-Theater, in München (2008) in der ehemaligen "Kleinen Komödie im Max II" (früher ein Boulevardtheater), in Bremen (2013) in einem eigens neu errichteten Gebäude sowie 2016 in Bonn im ehemaligen Bundesviertel. Zusätzlich produziert die GOP-Kette inzwischen Gastspiele in weiteren Städten außerhalb ihrer eigenen Häuser. - Die GOP-Programme bieten moderne Varietékunst der führenden Artistenschulen, oft in einen thematischen Kontext eingebunden und überwiegend ohne Live-Musik (außer bei Musikdarbietungen). Teilweise laufen auch Kabarett- und andere Veranstaltungen.


Hansa Theater Varieté  (Hamburg)

Das Hansa Theater am Steindamm nahe des Hamburger Hauptbahnhofs geht in seiner heutigen Gestalt auf einen Umbau 1953 zurück. Seine Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1894, als der Brauereibesitzer und Illusionskünstler Paul-Wilhelm Grell das Privattheater im 1878 erbauten Hansa-Concert-Saal eröffnete - an derselben Stelle wie heute. Lange Zeit war es Deutschlands größtes, dann sogar einziges Varieté. Ende 2001 musste es (nach der Varieté-Neugründungswelle), vorübergehend schließen, öffnete 2009 aber wieder unter Anmietung und künstlerischer Leitung von Thomas Collien und Ulrich Waller, den Intendanten des St.-Pauli-Theaters. Nach einem Streit unter den Erbinnen der Familie Grell wurde das Hansa im Frühjahr 2018 im Zuge einer Zwangsversteigerung an die Brüder Moritz und Maximilian Schommartz verkauft (letzterer ist Unternehmer und SPD-Politiker), zuvor von der Hamburger Behörde samt Inneneinrichtung unter Denkmalschutz gestellt. Vermietet wird weiter an Collien und Waller. Sie ließen die Tradition mit klassischen und modernen Varieténummern sowie einer Livemusik-Combo wieder aufleben. Varieté wird im Winterhalbjahr von Oktober bis Februar gezeigt; ab 2020 wird es im Frühjahr und Sommer zusätzlich "normales" Theater geben. - Die Varieté-Programme sind artistisch stark besetzt. An den Tischen kann man per Druckknopf Kellner rufen und kleine Gerichte bestellen - dies alles zu recht gehobenen Preisen, wie es in Varietés üblich ist. Die Shows werden im Wechsel von (oft aus dem Fernsehen) bekannten Komikern und Schauspielern moderiert; bis zum jeweiligen Abend bleibt es eine Überraschung, wer heute moderiert. - Als klassisches Varieté ist das Hansa-Theater sehr zu empfehlen!


Krystallpalast Varieté  (Leipzig)

1882 eröffnete der alte Krystallpalast als Varieté-Theater seine Pforten, 5 Jahre später kam eine gigantische Zirkushalle hinzu. Das Gebäude wurde 1943 vonBomben zerstört, und erst 1997 wurde ein neu erbautes Theater unter dem traditionsreichen Namen eröffnet, das 2004 nach einem Brand in der Neujahrsnacht noch einmal neu ausgestattet wurde. In dem Varieté werden heute abwechselnd Artisten-, Comedy- und Musikprogramme dargeboten.


Sarrasani - Trocadero  (Dresden)

Von November bis Februar schlägt André Sarrasani sein Varietézelt für die Dinner-Show Trocadero in Dresden auf. Die zeitgenössischen Programme feiern in der einstigen "Sarrasani-Stadt" große Publikumserfolge. Häufig tritt André Sarrasani selbst mit Großillusionen auf. - Vor dem 2.Weltkrieg stand in Dresden der berühmte Festbau des Circus Sarrasani. Der Name ist so etwas wie eine Legende in der Zirkuswelt. Unter Hans Stosch gehörte Sarrasani vor dem Krieg zu den größten Zirkussen Europas. Der frühere Betriebsleiter Fritz Mey eröffnete das Unternehmen 1956 neu. Seine spätere Lebensgefährtin Ingrid Wimmer ließ sich von Trude Stosch-Sarrasani (Witwe von Hans Stosch Jr.) adoptieren und nahm so den Namen Sarrasani an. Ihr Sohn André Sarrasani leitet das heutige Geschäft in Dresden. Daneben verweist die Webseite auf weitere von Sarrasani produzierte Events, die nichts mit Zirkus zu tun haben.


Tigerpalast Varieté  (Frankfurt a.M.)

Der Frankfurter Tigerpalast war bei seiner Eröffnung im Jahr 1988 eines der erstenVarietés der "neuen Welle" und gehört zu den führenden Varietés in Deutschland. Die Zuschauer können um die Bühne herum die Shows aus nächster Nähe erleben. Hier werden z.T. hochwertige Artistenprogramme geboten, es spielt ein Live-Orchester.


Wintergarten  (Berlin)

Der Name Wintergarten geht ursprünglich (1880) auf einen Gartensaal des Berliner Central-Hotels zurück. Ab 1884 gab es dort Verzehrtheater, ab 1888 Varieté-Shows, bis zur Zerstörung des Gebäudes durch Bomben im Jahr 1944. Das Theater war zeitweise sehr groß und genoss v.a. in den 1920er-Jahren internationalen Ruhm. 1992 wurde das Varieté durch Roncalli-Chef Bernhard Paul, André Heller und Peter Schwenkow im ehemaligen "Quartier Latin" (Potsdamer Straße) wiederbelebt. Nachdem sich Heller 1995 und Paul 2007 zurückgezogen hatten, verkaufte Schwenkow das Haus an Investoren um den langjährigen Geschäftsführer Georg Strecker. Nach Insolvenz und vorübergehender Schließung 2009-10 wird es von einer neuen Betreibergesellschaft geführt (Geschäftsführer ist wieder G. Strecker) und läuft in den letzten Jahren überaus erfolgreich. Gezeigt werden hochwertige Shows mit unterschiedlichen Schwerpunkten (meist Artistik, aber auch Magie, Illusion u.a.), wobei man sich zuletzt wieder verstärkt auf traditionelles Varieté-Programm besonnen hat, mit vielen internationalen Spitzenartisten und Live-Musik! Daneben fanden aber auch schon zeitgenössische Produktionen mit Absolventen führender Artistenschulen in Europa statt. Das Theater mit knapp 500 Plätzen gehört somit zu den besten hiesigen Varietés.