Tiere im Zirkus - oder was davon noch übrig ist
mit Fotos aus den Jahren 2004-2019
„Mit dem Pferd begann [...] die Geschichte des Zirkus“, stellen Ernst Günther und Dietmar Winkler zu Beginn ihres Standardwerks zur Zirkusgeschichte fest. In der Tat ist der neuzeitliche Zirkus 1768 aus der Vorführung von Dressur- und Reitkunststücken mit Pferden hervorgegangen; im 19. Jahrhundert kamen reisende Raubtiermenagerien hinzu. Tiere, zuvorderst Pferde, sind also neben Akrobaten und Clowns ein wesentliches Merkmal des Zirkus und aus einem klassischen Zirkusprogramm nicht wegzudenken. Aus der Dressur von Pferden wurde die Manege in ihrer Rundform und mit ihrem Sägemehlbelag überhaupt erst entwickelt! Deshalb hielt Bernhard Paul, Direktor des Circus Roncalli, bis 2017 an einer Pferdenummer fest, bevor er dem Trend von Zirkusgegnern folgte und sich auf den Betrieb eines "Circus-Theaters" verlegte.
Umbruch in Deutschland in der Corona-Zeit
Mit der Corona-Pandemie 2020-2022 kam auch in Deutschland - später als in vielen anderen europäischen Ländern - ein großer Umbruch in der Ausrichtung der reisenden Zirkusse. Ohne dass ein neues Gesetz zum Verbot von Tierarten verabschiedet wurde (was von der aktuellen Ampelkoalition jederzeit erfolgen kann), verzichteten die meisten Zirkusse hierzulande wie auf ein verabredetes Signal auf die meisten "exotischen" Tierarten wie Raubtiere oder größere Huftiere. Manche Verzichte in den Jahren und Jahrzehnten davor waren angemessen - eigneten sich doch nicht alle im Zirkus gezeigten Tierarten wirklich für die Haltung und Dressur auf Reisen. So befürworten wir Tierhaltung nicht um jeden Preis. Dennoch unterstützen wir besonders den Zirkus mit Tieren. Mit den Fotos auf dieser Seite, die überwiegend zwischen 2004 und 2015 entstanden sind, soll gezeigt werden, auf welchem Niveau Tierhaltung im Zirkus funktionieren kann. Dazu dient auch folgendes Video mit einem Interview im Circus Probst aus dem Jahr 2014.
Video: Interview zur Tierhaltung im Circus Probst (2014)
Lancierter Anti-Trend durch Zirkusgegner (FAZ 2015: "Vernichtungskampagne")
Am 2. Oktober 2015 stellte ein Kommentator in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) fest: „Doch auch dieses
Unternehmen [gemeint war der Circus Roncalli] leidet unter der Vernichtungskampagne, die schlagkräftige Spendensammelorganisationen unter dem Vorwand des Tierschutzes seit Jahren betreiben.
Roncalli lässt zwar keine Wildtiere, sondern nur Pferde und Hunde auftreten. Aber schon deswegen muss das Unternehmen sich gegenüber Politikern rechtfertigen, die sich den Erpressungen der
Anti-Zirkus-Lobby beugen, weil sie meinen, diese verkörpere eine Volksstimmung. Und in der Öffentlichkeit wird ohnehin nicht unterschieden, ob ein Zirkus Wildtiere vorführt oder nicht. Alle
verfallen dem Verdikt ‚Tierquäler‘.“ Weiter hieß es in dem Artikel noch: „Das Volk, wenn es denn noch in den Zirkus geht, ist aber begeistert
vom Flair des Zirkus und dem Können der Artisten“ ... und der Tiere, müsste man hier ergänzen, denn bis heute erlebe ich Zirkusse mit großem Applaus für Tiernummern. Der
Journalist der FAZ bringt den Kern der Problematik so deutlich auf den Punkt, dass ich es nicht besser formulieren könnte.
Bild oben: Durch die Bewegung verwackelt, aber gerade dadurch im Temperament erkennbar: traditionelle Ungarische Post im Circus Probst. Dabei werden von einem/r stehenden Reiter/in Pferde an langen Zügeln gehalten.
Bilder oben- 1: "Appell" (Aufreihung) in einer klassischen Pferdefreiheit im Circus Krone. - 2: Stallbox mit Pferd im Schweizer Circus Knie. - Pferde im Circus Krone (3) und Zirkus Charles Knie (4) werden zum Auftritt und zur Hufpflege geführt.
Der vermeintlich demokratische, in Wahrheit gesteuerte Trend gegen den Tierzirkus verschärfte sich in den 2000er Jahren. Finanzkräftige Tierrechtsorganisationen (bedeutendste internationale Gruppe: PETA) und Veganerverbände, inzwischen aber auch angestammte Tierschutzvereine, machten so geschickt und flächendeckend gegen den Zirkus mobil, dass inzwischen wohl tatsächlich ein Großteil der Bevölkerung zumindest skeptisch gegenüber dem Tierzirkus geworden ist. Um 2010 herum war das noch ganz anders: Da war in Zeitungsumfragen meist eine große Mehrheit für Tiere im Zirkus. Doch schon vorher beteiligten sich an vorderster Front die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender an der gezielten Kampagne gegen Tiere im Zirkus, indem sie TV-Shows mit Zirkus einstellten oder Tiernummern ausblendeten - darunter sogar die Hauptpreisträger beim Circusfestival in Monte Carlo! Das nichtsahnende Fernsehpublikum - ob für oder gegen Zirkustiere - erfährt so überhaupt nicht, dass solche Nummern noch aufgeführt werden bzw. wurden. So wurde lange Zeit künstlich der Eindruck erweckt, dass eine Mehrheit der Bevölkerung keine Tiere im Zirkus sehen will.
Bilder oben - 1: Reiten für Kinder in der Pause oder nach der Vorstellung wird seit je her gern angenommen, wie hier im Circus Berolina. - 2: Traditionelle Zirkusse wie Berolina setzen aufgrund der politischen Kampagnen gegen Tierzirkusse auf starke Pferde- und Reiter-Darbietungen. Aber auch Nummern wie die Raubtiere im Circus Krone (3) bekommen viel Applaus.
Bilder - 1 +2: Für Auslauf der Tiere müssen gute Zirkusplätze zur Verfügung stehen, wie hier im dänischen Sönderborg beim Cirkus Arena für Elefanten und Pferde der Familie Casselly. - 3: Täglicher Umgang mit Menschen: Kamele im früheren Circus Barum. - 4: Fellpflege bei einem Pferd im früheren ostdeutschen Zirkus Probst.
Flächendeckende Tierverbote in Europa - Haustiere auch in Zukunft?
Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch in Deutschland – wie in vielen anderen europäischen Staaten – ein gesetzliches Verbot von sogenannten „Wildtieren“ in reisenden Zirkussen kommt. (Vielleicht ist dies der Fall, bevor dieser Text überarbeitet wird.) Solange es kein einheitliches Bundesgesetz gibt, ist für die Zirkusse entscheidend, wie die Stadträte zu den Gastspielen traditioneller Tierzirkusse stehen, sind doch die Kommunen ihre unmittelbaren Gastgeber. Diverse deutsche Städte verbieten Auftritte bestimmter Tierarten oder ganzer Zirkusse. Inzwischen ist das sogar schon im Hinblick auf Pferde geschehen! Immer wieder kommt es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, die häufig im Sinne der Zirkusse entschieden werden (die Zirkusse klagen sich sozusagen ein). Ein Verwaltungsgericht hat 2016/17 im Sinne der Zirkusse entschieden, dass solche kommunalen Verbote rechtswidrig seien. Trotzdem kommen Verbote weiterhin vor. Mit der juristischen Prüfung befasst sich der Berufsverband der Tierlehrer e. V. Die EU und die European Circus Association (ECA) führen juristische Auseinandersetzungen darüber, ob ein Alleingang europäischer Staaten im Sinne des geltenden Europarechts ist. In Deutschland ist inzwischen ein „Flickenteppich“ von Städten entstanden, die Gastspiele traditioneller Zirkusse entweder genehmigen oder nicht. Meistens geht die Initiative von Lokalpolitikern aus; es gibt aber auch Fälle, in denen Bürgerinitiativen sich an die Lokalpolitik wenden, um gegen Tierzirkusse vorzugehen.
Aktionen der Zirkusgegner
Als noch mehr sogenannte "Wildtiere" in Zirkussen reisten, veranstalteten Tierrechtler regelmäßig Demonstrationen vor den Kassen der reisenden Zirkusse, was weiterhin vorkommt. Die Aktivisten verteilen zirkuskritische Flyer an die ankommenden Besucher, um diese vom Kauf einer Eintrittskarte abzuhalten. Mit Transparenten, Geschrei und lautstarken Megaphon-Durchsagen wollen sie auf angeblich horrende Missstände in der Tierhaltung aufmerksam machen. Selbst in Schulen nehmen Tierrechtler bisweilen mit Aktionen Einfluss auf Kinder und Jugendliche, um diese von Zirkusbesuchen abzuhalten.
Außerparlamentarische Teile der Tierrechtsgruppen schrecken manchmal vor kriminellen Aktionen nicht zurück. Fanatische Zirkusgegner haben immer wieder Werbeplakate von Wanderzirkussen zerstört oder mit Anti-Slogans überklebt wie: „Wegen Depression der Tiere fällt die Vorstellung aus“. Auch Wohn- und Materialwagen wurden schon beschädigt. Ebenso kommt es zu Störaktionen während laufender Vorstellungen, z.B. indem Aktivisten lautstark ins Zelt dringen und Artisten irritieren oder indem sie per Lichtprojektor große Slogans aufs Zeltdach des Zirkus projizierten. Auch wurden schon Tiere aus Stallzelten freigelassen, sodass orientierungslose Lamas und Kamele den Straßenverkehr gefährdeten. In England wurde vor vielen Jahren der Direktor eines angesehenen Tierzirkus von einem Auto angefahren.
Bilder: Demonstrationen von Tierrechtlern vor dem Circus Krone auf dem Hamburger Heiligengeistfeld (1+2) und vor dem Circus Probst am Schwarzenbergplatz in Hamburg-Harburg (3). Die Anti-Krone-Demo 2018 (Bild 2) setzte manchen Zirkus-besuchern zu, die von der U-Bahn (hinten links) kommend durch einen Korridor schreiender Demonstranten mussten.
Negativer Beitrag mancher Zirkusse
Für die Tierrechtler und manche Politiker sind Zirkusse willkommene Opfer, weil die Branche kaum eine Lobby hat und man daher öffentlichkeitswirksam gegen sie
vorgehen kann. Es soll und darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass manche Zirkusse mit begründeten Negativschlagzeilen von sich reden machen. Manchmal kommt es zu Skandalen um
verendete oder aggressive Tiere, oder es wird über kriminelle Begebenheiten in Zirkusfamilien berichtet, was sich in den Medien wie ein Lauffeuer verbreitet. Auch bettelnde Vertreter kleiner
Familienzirkusse tragen nicht zum gesunden Image der Branche bei. Doch muss davor gewarnt werden, dies pauschal auf die ganze Zirkus-Szene zu übertragen.
Leitlinien und Kontrollen der Zirkustierhaltung
Die regelmäßigen, gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen durch Amtstierärzte in den wechselnden Gastspielorten (die im Zirkus so häufig und genau durchgeführt werden wie in kaum einem anderen Bereich!) bescheinigen den deutschen Zirkussen seit langem eine gute Tierhaltung. In großen Unternehmen - wenn sie denn noch Tiere mit sich führen - können sich die Besucher selbst ein Bild davon machen in den täglich geöffneten, preisgünstigen Tierschauen. Schon als Laie erkennen wir das Wohl- oder Missbefinden eines Tieres, etwa am körperlichen Zustand (Fell, Ernährung) oder an seinem Verhalten. Die "Leitlinien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren in Zirkusbetrieben oder ähnlichen Einrichtungen", die vom Bundeslandwirtschaftsministerium mit Hilfe einer Expertenkommission erstellt wurden, setzen den rechtlichen Rahmen mit Mindestanforderungen für die Tierhaltung. Diese wurden von manchen reisenden Zirkussen sogar übertroffen, bevor diese dennoch einen Großteil ihrer Tiere abgaben - meist aufgrund des politischen Drucks. Durch ein Zentralregister, in dem alle Tiere mit Daten und Namen erfasst sind, könnten Kontrollen noch effektiver durchgeführt werden. Ein solches Register existiert zwar, wird aber nicht konsequent angewendet.
Tierhaltung heute
Es sind - außer Pferden, Hunden, Papageien und
einigen Kamelen - kaum noch andere Tiere in deutschen Zirkussen anzutreffen. Falls noch Raubtiere gehalten werden, stehen ihnen zusätzlich zu den Käfigwagen Freigehege zur Verfügung; für Huftiere
werden sogenannte Paddocks (umzäunter Auslauf im Freien) zur Verfügung gestellt. Tiger haben Bademöglichkeiten und Kratzbäume, Huftiere können sich frei bewegen und zwischen Stallzelt und
Freigehege wechseln. Zoologische Gärten bekommen viel Unterstützung durch öffentliche Gelder und können aufgrund des vorhandenen Platzes und der stationären Verortung wahre
Miniatur-Landschaften für Tiere einrichten, was einem Zirkus natürlich nicht möglich ist. Den Zirkussen werden inzwischen aber auch immer weniger geeignete Plätze zur Verfügung gestellt. Der
Aufwand, den große Zirkusse für ihre Tierhaltung betreiben bzw. betrieben haben, ist angesichts dessen beachtlich.
Bilder - 1: Löwengehege im Circus Krone. - 2+3: Geräumige Ausläufe für verschiedene Tierarten im Zirkus Charles Knie. - 4: Ein Auslaufmodell sind einzeln gehaltene Nashörner. Der zutrauliche Bulle "Tsavo" lebt seit seiner Kindheit im Zirkus und kam vom früheren Circus Barum (Bild) zum Circus Krone. Der C. Krone engagiert sich seitdem für den Nashornschutz.
Lebensraum Zirkus (und Zoo)
In menschlichem Gewahrsam müssen Tiere nicht nach Futter suchen. Fressfeinde und Witterungsbedingungen, denen sie in freier Wildbahn schutzlos ausgeliefert sind, stellen in Zoos, Zirkussen und Safariparks keine Bedrohung dar. Krankheiten werden ärztlich behandelt. Daraus resultiert eine deutlich höhere Lebenserwartung bei Zoo- und Zirkustieren im Vergleich zu Wildtieren. Insofern wirken sich die Lebensumstände, die vielleicht im natürlichen Sinne „nicht artgerecht“ sind, zumindest nicht negativ aus und schaffen mindestens eine Art Ausgleich zu dem (vom Tier wohl kaum erahnten) Verzicht auf das natürliche Biotop. In „Gefangenschaft“ kann man Tiere ohnehin niemals so halten, dass ihr natürliches Biotop 1:1 imitiert wird. Entscheidend für eine „artgerechte“ Haltung ist das Angebot, das ich dem Tier ersatzweise zur Verfügung stelle. Ausschlaggebend dabei ist die Berücksichtigung der wichtigsten arttypischen Bedürfnisse. Ein Tier unterscheidet kaum, ob die Begrenzung seines Reviers aus einem Wassergraben oder einem Metallgitterbesteht - letzteres kann bei Affen oder Papageien sogar sinnvoll sein. Und ob ein Wasserbassin von Felsblöcken umrahmt oder eben „nur“ in Form einer quadratischen Vertiefung in den Boden eines Zirkuswagens eingelassen ist, dürfte einen Tiger beim Baden kaum interessieren. Die entscheidende Rolle spielt das Vorhandensein solcher Reize.
Bilder: Zwar wirken Robbenanlagen mit Felskulisse, wie hier im Tierpark Hagenbeck (1), meist ansprechender für unser Auge als die mobilen Zirkus-Bassins. Wenn diese geräumig genug sind (2+3), ist die Haltung aber völlig vergleichbar. Sogar Jungtiere sind im Zirkus mitunter schon geboren worden (wie in Bild 4 im ehemaligen Circus Fliegenpilz).
Der Käfig / das Gehege wird vom Tier als Habitat (= Lebensraum) betrachtet. Immer wieder gibt es Berichte über entlaufene Zirkustiere, die freiwillig in den Stall oder Transportwagen zurückkehren. Ich selbst habe schon freilaufende Tiere auf dem Zirkusgelände beobachtet, die sich nie weit von ihrem Wagen entfernten (s. auch Bilder auf dieser Seite). Die heute in Zirkussen lebenden Tiere stammen wie die meisten Zootiere überwiegend aus Nachzuchten in Menschenhand. Sie sind von klein auf an den Menschen gewöhnt und könnten in der Natur meist nicht überleben, weil die dafür notwendigen Instinkte bei ihnen nicht genügend ausgeprägt sind. Viele Arten (Kamele, Rinder) sind in ihren Herkunftsländern seit Jahrhunderten domestiziert und sollten als Haustiere gelten. Selbst Indische Elefanten werden in ihrer Heimat als Nutztiere eingesetzt.
Bilder: Die Löwen von Martin Lacey Jr. (1) bevorzugen phasenweise den Käfigwagen vor dem gut strukturierten Außengehege. Die Tauben im Zirkus Charles Knie (2) blieben in der Nähe ihres Transportwagens, ebenso das Äffchen im Circus Europa (3) und die freilaufenden Seelöwen der Familie Duss (4). So sehr sind Zoo- und Zirkustiere an ihre Umgebung gewöhnt.
Artgenossen und Menschen als Sozialpartner
Grundsätzlich sollten Tiere nicht einzeln gehalten werden, sondern paarweise oder in Gruppen, die den Sozialverbänden in freier Wildbahn entsprechen. Einige Großsäuger wie Nashörner oder Elefantenbullen können bzw. müssen vorübergehend einzeln gehalten werden, weil sie auch in der Natur phasenweise als Einzelgänger leben und andernfalls aggressiv würden. Die Zoos haben sich in modernen Anlagen auf die Haltung von Zuchtgruppen spezialisiert. Freilich ist die Zucht bestimmter Arten im Zirkus schwierig bis unmöglich. Deshalb macht die Konzentration auf einige bestimmte Tierarten in Zirkusbetrieben Sinn. Vergleichen Sie hierzu auch unsere Seite zur "Haltung verschiedener Tierarten" (Menü links).
Zu den Artgenossen tritt im Zirkus der Mensch als Sozialpartner. Dresseure, Tierpfleger und Stallburschen kümmern sich täglich um ihre Schützlinge. Durch die Dressur und den Ortswechsel erfahren Zirkustiere eine willkommene Abwechslung. Diesen Vorteil haben Zootiere nicht ohne weiteres. Die Tiergärten entwickeln aus diesem Grund kreative Möglichkeiten der Beschäftigungstherapie und setzen ihrerseits teilweise auf Dressuren. Das tägliche Training bietet den Tieren Beschäftigung und körperliche Anreize. Die Transporte der Zirkustiere zwischen den Gastspielorten sollten indes möglichst kurz gehalten werden.
Der wissenschaftlich-pädagogische Aspekt
Nicht zuletzt stellt der wissenschaftliche und pädagogische Aspekt der Tierhaltung heute mehr denn je einen wichtigen Auftrag, ersterer vor allem an die Zoos, letzterer aber auch an die Zirkusse. Der Kontakt mit Tieren bewirkt erwiesenermaßen eine erhöhte Sensibilität für deren Erhaltung in freier Wildbahn. Nicht nur populäre Tierschützer früherer Generationen wie Bernhard Grzimek oder Heinz Sielmann, sondern auch etliche heutige Experten sehen die Haltung von Tieren in Menschenobhut nicht im Widerspruch zum Artenschutz. Tierarten, die in der Natur vom Aussterben bedroht sind, können mitunter nur durch Nachzuchten erhalten werden. Die dringlichsten Aufgabenfelder des Tierschutzes liegen heute (neben einigen Missständen in der Massentierhaltung) in der Zerstörung natürlicher Lebensräume. Manche Tierarten werden wir in Zukunft vielleicht höchstens noch in Zoos oder Zirkussen bewundern können.