Die Vielfalt der Zirkuswelt heute - und der Zauber des klassischen Circus


 

"Viele Circusse habe ich besucht, vor einer Woche erst war einer dieser neuen [...] da. Fantastisch! Perfekte Technik, aber nichts für mich. Mit all seinen Lichtern und Effekten konnte er mir das Kitzeln im Herzen nicht schenken, das ich im Circus deines Vaters gespürt habe."

(Rafik Schami, "Reise zwischen Nacht und Morgen" ) 



Bilder - 1: Stallzelte des Circus Europa auf einem Platz in Hamburg-Farmsen. - 2: Feuerspucker im Circus Belly; im Hintergrund ein Schimmer der Abendsonne. - 3: Älteres Bild vom Schweizer Circus Monti, dem "Theaterzirkus". 


Der Zirkus der Neuzeit

Die Geburtsstunde des neuzeitlichen Zirkus wird in Fachkreisen meist auf die 1768 eröffnete Reitschule des britischen Offiziers Philip Astley (1742-1814) zurückgeführt, der dort öffentlich präsentierte Reitkunststücke mit Darbietungen von Akrobaten und Komikern zu einem Komplettprogramm ergänzte. Die drei Säulen - Tiere, Clowns und Akrobaten - bildeten von nun an den Maßstab für Zirkusprogramme in Europa und später weltweit. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts, als im Zuge der Kolonialisierung verstärkt exotische Tiere nach Europa und Amerika eingeführt wurden, um dort Zoos und Menagerien zu bereichern, fanden auch Dressuren mit Raubtieren, Elefanten und diversen weiteren Arten Eingang in die Zirkusmanegen der Welt. In den Darbietungen der Akrobaten hingegen lebten jene zum Teil jahrhundertealten Kunststücke fort, mit denen fahrende Gaukler schon in der Antike und im Mittelalter Menschen auf Jahrmärkten und Volksfesten oder an den Höfen der Adeligen begeisterten. Ebenso gab es Formen von Clownerie und Pantomime schon lange vor der Geburt des neuzeitlichen klassischen Zirkus. "Klassisch" wird er genannt, weil er in der Epoche der Klassik entstanden ist. Seine traditionelle Schreibweise lautet - in Anlehnung an die Antike - "Circus". Der Duden erlaubt beide Schreibweisen, empfiehlt aber inzwischen die mit "Z" und "k", die wir deshalb auch auf unserer Seite verwenden, außer wenn es um Eigennamen von Zirkussen geht, die gerne noch die Schreibweise mit "C" verwenden.


Oben: Schöne Zirkusplätze in Dänemark. - 1+2: Cirkus Arena in Sönderborg. - 3: Der frühere Cirkus Benneweis in Aabenraa. 


Bilder 1-3: Hochseiltruppe im dänischen Cirkus Arena, mit Abgang über das Schrägseil (3). Seiltänzer waren schon vor der Geburt des neuzeitlichen Zirkus auf Jahrmärkten unterwegs. - 4: Abgang der Trapezleute über das Fangnetz im Circus Krone.


Weltweite Vielfalt

Heute, im 21. Jahrhundert, ist die Welt des Zirkus vermutlich vielfältiger als je zuvor. Sehr unterschiedliche Formate wandernder und stationärer Zirkus-, Akrobaten- und Varietéshows werden in Zelten, Hallen und Theatern dargeboten, und nicht selten ist Zirkuskunst als volkstümlicher Kulturzweig eines Landes oder einer Region von den dortigen Bräuchen und Traditionen stark beeinflusst. Das macht die Welt des Zirkus ungemein spannend und vielfältig. Dennoch bildet sie eine Art große, internationale Familie, da sich viele Elemente ungeachtet regionaler Unterschiede ähneln und manche Artisten querbeet in Zirkussen aller Art ins Engagement gehen. Auf den großen Zirkusfestivals treffen dann verschiedenste Stile und Nationalitäten aufeinander. Gute Darbietungen werden weltumspannend von Zirkusunternehmen unter Vertrag genommen, sodass es eigentlich laufend zu einem länderübergreifenden Austausch kommt. In Zeiten politischer Konflikte wie des Kalten Krieges (20. Jahrhundert) setzte sich der Zirkus über eiserne Vorhänge hinweg und verpflichtete Artisten der jeweils gegnerischen Seite in Verträgen. Ein Beispiel in neuerer Zeit war 2008 eine Show der niederländischen Agentur Stardust Entertainment mit Artisten aus Nordkorea.


Oben: Nordkoreanisches Flugtrapez im Circus Krone in München, ausgezeichnet mit dem Goldenden Clown in Monte Carlo. In der Nummer mit 3 Fängern sind spektakuläre Sprünge möglich, darunter der unglaubliche 4-fache Salto mortale.



Bilder - 1: Koreanische Flugtrapez-Truppe unter der Kuppel des Krone-Baus. - 2: Ebenfalls Weltklasse: DieTruppe Sokolov (Russland) mit Schleuderbrett-Akrobatik im Schweizer Circus Knie. - 3: Trio Belissimo mit Kontorsionistik bei Knie. 


Unterhaltung für alle

Der Zirkus hat seit je her den Anspruch, Unterhaltung für alle Schichten der Bevölkerung und für die ganze Familie zu bieten. Im 19. Jahrhundert nannte man Zirkusse häufig  "Theater/Oper des Volkes" und meinte damit vor allem drei Aspekte: Zum einen begeistert der Zirkus Menschen aller Bildungsschichten; er war und ist niemals elitäre Kunst (sicher ein Grund dafür, dass Zirkus gerade in sozialistischen Ländern eine breite staatliche Förderung erfährt). Zweitens war der Zirkus, zumindest in früheren Zeiten, preislich erschwinglich im Vergleich zu Opern- und Theatervorstellungen. Leider hat sich dieses Verhältnis heute teilweise umgedreht (mehr dazu auf der Seite zum Zirkusalltag). Der dritte Aspekt ist die Tatsache, dass ein gutes Zirkusprogramm Menschen jeden Alters - vom Dreikäsehoch bis zur Großmutter - anspricht, was außer einigen familiengerechten Bühnenstücken kaum ein anderes Live-Unterhaltungsformat schafft. Insofern sind Zirkusse bis heute Orte, wo Menschen aller Gesellschaftsschichten zusammentreffen.


Bilder oben - 1: Stuhlbalancen in einem ehemaligen China-Zirkus. - 2: Rola-Rola-Balancen im Circus Roncalli. - 3: Artisten-Duo am Fangstuhl im Circus Probst. - 4: Seltene Säbelbalancen in einer Weihnachtsshow des norddeutschen Zirkus Zaretti. - 5: Sensationeller Perche-Akt: das Duo Stauberti im Circus Krone. 


Veränderungen und Trends

Die Welt des Zirkus verändert sich fortlaufend. Im 21. Jahrhundert erleben wir das Wiedererstarken stationärer Zirkusshows, die zu einer festgelegten Zeit an einem bestimmten Ort stattfinden. Teilweise geschieht dies unter dem Titel "Zirkusfestival", auch wenn nicht immer Preisverleihungen und Wettbewerb Bestandteile der Veranstaltungen sind. Ganz besonders in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz gibt es aber um Weihnachten und Silvester herum das blühende Geschäft der sogenannten "Weihnachts- und Winterzirkusse". Zur festlichen Jahreszeit verwandeln sich manche Regionen, so etwa Süddeutschland, zu wahren Hochburgen der Zirkuskunst. Gleichzeitig hat die Zahl der Zirkusse, die das ganze Jahr über bzw. im Sommer auf Tournee gehen, rapide abgenommen. Insbesondere in den 2010er Jahren haben viele renommierte, zum Teil sehr alte Reisezirkusse in Europa ihren Betrieb eingestellt.


Bilder - 1: Menschenschlangen vor dem Roncalli-Weihnachtscircus in Osnabrück. - 2: Publikum in der Pause des dänischen Cirkus Arena. - 3: Ein etwas anderes Format: Einlass im Zirkus des Horrors der Familie Sperlich.


Von dem, was im Programm geboten und wie es inszeniert wird, unterscheiden sich die Zirkusse Europas zunehmend voneinander. Allein in Deutschland und den Nachbarländern gehen völlig verschiedenartige Showformate mit Zirkuselementen auf Tournee. Neben den klassischen Zirkussen mit Tieren, Clowns und Akrobaten gibt es Shows, in denen Pferde im Mittelpunkt stehen (ähnlich wie in den Anfängen des Neuzeit-Zirkus), daneben zahlreiche Konzepte mit nur wenigen oder gar keinen Tieren. Unter letzteren findet sich wiederum eine große Bandbreite: Es gibt lange etablierte Produktionen wie den deutschen "Action"-Circus Flic Flac (der auch Stunts präsentiert) oder die breit aufgestellte Firma Roncalli (etwa mit Shows gemeinsam mit der Kölner Band Höhner), daneben Formate, die eher ein bestimmtes Zielpublikum ansprechen, so etwa erotische Zirkusshows oder sogenannte "Horrorzirkusse". In letzteren wird man schon am Eingang von verkleideten Mitarbeitern im Monster- und Gespenster-Outfit empfangen, was sich dann in der Show fortsetzt, die außer meist guter Artistik auch mehr oder weniger guten "Geisterbahn-Grusel" enthält. Die Sparten Horror, Freaks, Burlesque und Erotik sind oft mit anzüglichem bis makabrem (manchmal flachem) Humor gespickt, weshalb wir sie nicht für Familien mit kleinen Kindern empfehlen; auch sonst sind sie eine Frage des Geschmacks bzw. persönlicher Werte (der christlich gesinnte Hauptredakteur dieser Seite geht teilweise auf Distanz). Gerade diese Zirkusse sind allerdings durch ihr Fanpublikum inzwischen oft besser besucht als viele traditionelle Shows.


Bilder oben - 1: Flic Flac war einer der ersten Zirkusse mit einer Motorradkugel. - 2: Das Todes- oder Riesenrad (hier im C. Paul Busch) erfreut sich schon lange großer Beliebtheit. - 3: Heute selten: die Bedienung von Scheinwerfern auf den Masten (C. Arena, Dänemark). - 4: Im klassischen Zirkus gibt es  meistens Ansager/innen - und immer öfter Gesangseinlagen.


Bilder - 1: Stirnbalancen in einem ehemaligen China-Zirkus. - 2+3: Handstandartist und Russischer Barren im Circus Probst. -

4: Klassischer Drahtseilakt mit Erik Niemen im Circus Kone. 


Neuer Circus (Nouveau Cirque)

Einen guten Ruf  insbesondere in gut situierten, städtischen Bevölkerungsgruppen genießen Produktionen aus dem Umfeld des Noveau Cirque, der sich als eigene Form unter den darstellenden Künsten (performing arts) in den späten 1960er Jahren entwickelte. Die Strömung besann sich auf ältere Wurzeln in den 1920er Jahren und wollte den Zirkus sozusagen neu erfinden. Von Frankreich ausgehend, nahm sie in den 1970ern Einfluss in verschiedenen Ländern, schwerpunktmäßig in England, Australien, den USA (Westküste) und in Kanada. Dort, genauer gesagt in der ostkanadischen Stadt Montréal, Hauptstadt der französischsprachigen Provinz Québec, etablierte sich Anfang der 1980er Jahre ein Zentrum für Noveau Cirque, dessen Aushängeschild der weltbekannte Cirque du Soleil wurde, der inzwischen einem Konsortium von Investmentgruppen aus den USA und China gehört und in allen Kontinenten mit Hallen- und Zeltshows auf Tournee geht (s. auch die entsprechende Rubrik unter Zirkus in Europa). 

Nouveau Cirque hat nur teilweise mit Zirkus im eigentlichen Sinn zu tun, da die Darstellungsform sich mit anderen Künsten wie Tanz, Theater und Musical überschneidet - wobei fairerweise erwähnt werden muss, dass bereits die großen Zirkusse im 19. Jahrhundert mit sogenannten "Pantomimen" (thematischen Manegenschaustücken) Mischformen verschiedener Künste darboten. Das Hauptaugenmerk im Nouveau Cirque liegt auf dem ästhetischen Effekt: Inszenierung und künstlerischer Ausdruck stehen an erster Stelle, gerne wird ein Charakter oder eine Geschichte entwickelt. Die eigentliche artistische Leistung tritt dabei nicht selten in den Hintergrund, einige zirkustypische Elemente wie Spannung oder Nervenkitzel fehlen weitgehend. Statt Glitzerkostümen tragen die Artisten meist lässige, moderne Alltagskleidung. Auf Tierdarbietungen wird komplett verzichtet.


Bilder: Der Cirque du Soleil mit "Corteo" in Hamburg-Moorfleet. - 1: Die gewaltigen Zeltanlagen bei Nacht. - 2: Blick auf die verhängte Bühne; im Cirque du Soleil darf nicht fotografiert werden. - 3: Container und Personal auf dem Zirkusplatz. 


Der bereits erwähnte Cirque du Soleil ist vielleicht nicht mal das typischste Beispiel für Nouveau Cirque, denn hinsichtlich seiner Monumentalität, der Auswahl seiner Nummern (mit vielen Einflüssen des klassischen Zirkus, z.B. Sensationsakrobatik) sowie des Einsatzes origineller Kostüme hebt er sich von vielen anderen Produktionen des Neuen Circus ab. Doch ist es andererseits bezeichnend, dass auch im "Sonnenzirkus" nicht von "Nummern", sondern von "Szenen" gesprochen wird, die in die Rahmenhandlung der Show eingebettet sind. Die festgelegten Rollen in den Szenen können mit austauschbaren Akteuren (= Artisten) besetzt werden. So erhalten die Choreografie und die Gesamtleistung des Ensembles Vorrang vor artistischen Einzelleistungen. Passend dazu werden in Programmheften an erster Stelle Produzenten, Regisseure und Designer erwähnt, während die Artisten oft eher in Nebenrubriken erscheinen. - Schöne Beispiele für Neuen Zirkus liefern der in Deutschland reisende Cirque Bouffon mit persönlicher Atmosphäre und der Schweizer "Theater"-Circus Monti, der ursprünglich aus einer anderen Tradition kam.

Bilder oben - 1: Gut besuchter Festbau des Circus Krone in München (s. auch 2+3)- 2: Schleuderbrett-Truppe. - 3: Russische Schaukel. - 4: Das alte Konzept "Circus unter Wasser" mit der Manege als Bassin wird ab und zu gezeigt (hier im C. Voyage).



Bilder - 1: Klassisches Clown-Trio mit Weißclown und zwei Dummen Augusten. - 2: Reck-Nummer im Circus Krone.

3: Handvoltigen, Männergruppe im Circus Roncalli. - 4: Jongleure gehören zu den ureigensten Disziplinen im Zirkus.

Nouveau Cirque versus klassischer Zirkus?

Auch einige Zirkusfestivals verschreiben sich zunehmend der Richtung des Nouveau Cirque, an erster Stelle das international bedeutende Festival des Circus von Morgen (Festival du Cirque de Demain) in Paris - passenderweise, wo doch der Nouveau Cirque ohnehin in Frankreich entstanden und dort nach wie vor (z.B. an Zirkusschulen) stark vertreten ist. Die deutsche Circuszeitung kommentierte im Februar 2012 in einer Programmrezension zum Pariser Festival kritisch: "Wie eine Parallelwelt hat sich die mit staatlichen Mitteln aufgeblähte Szene in Frankreich entwickelt und den Circus, jedenfalls das, was der Cirque Nouveau unter diesem Begriff versteht, zum Minderheitenprogramm gemacht, das nachts auf Arte versendet wird. Den Kontakt zum ursprünglichen Circus [...] hat diese Szene längst verloren." Der Kommentar macht die Kluft zwischen Nouveau Cirque und klassischem Zirkus deutlich, die sich nicht zuletzt in der Verschieden-artigkeit des Publikums zeigt. Problematisch als Spannungsfeld werden die Unterschiede allerdings erst dann, wenn Politik oder Medien den Nouveau Cirque als Argument gegen klassischen Zirkus ins Feld führen, wie das in der Debatte um Zirkustiere immer wieder geschieht (s. Seiten zur Tierhaltung). Ansonsten bereichert der Noveau Cirque die Szene zweifellos. Es gab sogar schon gelungene Beispiele für Programme, in denen klassischer Zirkus und Elemente des Nouveau Cirque erfolgreich miteinander kombiniert wurden.



Bilder: Hochkarätige Tierdressuren gehören zum klassischen Zirkus. - 1:  Martin Lacey Jr. mit der seinerzeit wohl größten Raubtiershow der Welt.- 2Familie René Casselly mit Elefanten im Circus Krone. // Mehr dazu auf unserer Seite "Tierdressur".


Fortbestand des Traditionszirkus

Ungeachtet aller Veränderungen ist der klassische Zirkus keineswegs aus der Mode gekommen. Das wird allein in Deutschland spätestens zur Weihnachtszeit deutlich, wenn die Weihnachtszirkusse wie Pilze aus dem Boden schießen. Umfragen hierzulande ergeben immer wieder Mehrheiten für  den Zirkus mit Tieren. Und die meisten Menschen haben beim Wort "Zirkus" / "Circus" nach wie vor ein Fahrgeschäft mit Wagen, Zelt, Manege, Artisten, Clowns und Tieren vor Augen - und den Geruch von Sägemehl und Stall in der Nase. Moderne Großproduktionen, die mit Containern und ohne Tiere reisen und deren Artisten meist im Hotel wohnen und nur zur Vorstellung auf den Zirkusplatz kommen, können trotz ihrer tollen Programme und sensationeller Artistik nicht die Atmosphäre schaffen, die man vom traditionellen Wanderzirkus kennt.


Den Unannehmlichkeiten zum Trotz, die so ein Gauklerleben mit sich bringt, gibt es weiterhin Menschen, die sich für das Leben und Arbeiten in reisenden Zirkussen entscheiden oder sogar das Gefühl haben, gar nicht anders zu können: Zirkusleute, Schausteller, "Fahrende", die im Zusammenspiel von Mensch und Tier, unter Aufbietung größter Anstrengungen, unter Inkaufnahme höchsten Risikos Menschen zum Lachen, zum Staunen, zum Jubeln bringen - manchmal vielleicht sogar zum Weinen, wenn die Poesie gelingt. Internationale Künstler stellen in der Manege ihre Fähigkeiten in den Sparten Akrobatik, Clownerie, Magie und Tierdressur unter Beweis. Musikanten spielen auf - klassische Zirkusmusik gehört als unverkennbares Merkmal zur echten, traditionellen Zirkuskunst, wenn auch Techno, Hip-Hop und andere Kommerzmusik inzwischen immer mehr an ihre Stelle treten.



Bilder links - 1: Schlappseil mit Antipodenspielen im früheren Zirkus Probst (Ost). - 2: Tellerjongleure im Circus Belly.

Bild Mitte: Atmosphäre im Zirkuszelt, mit Hochseiltruppe und Orchester (Circus Barelli, nicht mehr auf Tournee).

Bilder rechts - 1: Requisiteure beim Abbau des Zentralkäfigs im Circus Belly. - 2: Aufbau des Fangnetzes im Circus Krone. 


Bilder obere Reihe: In den Winterprogrammen des Circus Krone in München spielt ein gutes Orchester. - Untere Reihe: Während traditionelle Clowns uns im Kampf mit der Tücke des Objekts den Spiegel vorhalten (1), treiben heute viele Spaßmacher Scherze mit Teilnehmern aus dem Publikum, wie hier im Cirkus Dannebrog mit unserem Webmaster (2-4). 


Multi-nationales Ereignis

In allen Formen von Zirkus  - ob klassisch, Noveau Cirque oder welchen Formats auch immer - treten Menschen aus allen Regionen der Erde auf und machen die Programme zu multi-nationalen Ereignissen, wobei die unterschiedlichen Volksgruppen mit ihren je eigenen Temperamenten im klassischen Zirkus oftmals besonders deutlich zur Geltung kommen. Seien es Italiener, die zum Takt einer schmissigen Tarantella ihre Ikarier-Künste zum Besten geben, temperamentvolle Südamerikaner, die ihr Publikum mit Samba-Rhythmen auf dem Hochseil zu Begeisterungsstürmen hinreißen, Chinesen, die in perfekter Choreografie schier unglaubliche Balanceleistungen vollbringen, oder Russen, die beim Mehrfach-Salto vom Schleuderbrett ihren slawischen Stolz gleich mit durch die Luft katapultieren: Sie alle haben ihren Platz unter der Zeltkuppel.

Der Schriftsteller Ernest Hemingway sagte einmal: "Circus ist die einzige nicht an die Lebensjahre gebundene Freude, die man sich für Geld kaufen kann." Klingt etwas kapitalgebunden, aber es macht doch deutlich, wie groß die Bandbreite eines potentiellen Zirkuspublikums ist. Es kommt in Zukunft wohl vor allem auf Kommunen, Behörden und die große Politik an, dem Zirkus in Westeuropa (insbesondere dem klassischen Zirkus) wieder mehr öffentliche Geltung zu verschaffen.


Bilder oben u. unten: Die große Zirkusfamilie vereint. - Auftakt der Abschlussgala beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo (1) sowie Finales im Circus Krone (1, 3+4) und im Circus Roncalli (2).